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Schottland – Röcke, Schafe und jede Menge Whisky (Gastbeitrag)

Warum eigentlich Schottland?

Schottland ist kalt und regnerisch, die Männer tragen Rock und es gibt mehr Schafe als Einwohner. Stimmt! Doch es gibt eine Sache, die jeden Wein-und Spirituosenfreak dort hinzieht… jede Menge Whisky! Und da ich mich nun mal für alles interessiere, was jemals eine Gärung mitgemacht hat, war Schottland schon lange auf meiner Wunschliste. Mein Mann, auch reiselustig und mittlerweile bekennender Whiskytrinker, war recht schnell von der Idee überzeugt.

Roadtrip Schottland

Also hieß es Sachen packen, das Lieblings-Reise-Auto laden (ein 20 Jahre alter Rover Mini) und los nach Schottland.

Wir begnügten uns damit, alles Nötige für die Überfahrt und die ersten Nächte in UK zu buchen. Alles andere würde sich schon ergeben. Für die Überfahrt buchten wir ein Gästezimmer in Calais und eine Fahrt durch den Channel Tunnel.

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Überfahrt nach UK- Tunnel oder Fähre?

Bei der Entscheidung, wie man über den Kanal kommt, sollte man sich folgende Fragen stellen:

  • Wie schnell möchte ich drüber sein?
  • Überstehe ich eine Fährenfahrt auf der rauen Nordsee?
  • Wie viel möchte ich ausgeben?
  • Brauche ich wirklich ein schönes Panorama während der Überfahrt?

Für uns war es recht schnell klar. Wir fahren durch den Tunnel. Somit hatten wir uns zwar für die teuerste, aber auch schnellste Methode über den Kanal entschieden. Je nach Buchungszeitpunkt (je früher, desto besser) bezahlt man für die einmalige Zugfahrt durch den Tunnel zwischen 90- 150€ pro Fahrzeug, während man für die Fähre inklusive tollem Panorama auf die weißen Klippen von Dover nur rund 50-100€ bezahlt.

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Unser Weg nach England

Wir waren sehr zufrieden mit der Tunnel-Variante. Man fährt an ein Terminal, dass aussieht wie eine Mautstation, man gibt die Buchungsnummer an, zeigt seinen Ausweis und schon fährt man mit dem Auto in den Zug (während der Fahrt kann man im Auto sitzen bleiben). Nach ca. 30 Minuten (und einer Stunde Zeitverschiebung) kommt man entspannt in Folkstone an und wird bei der Ausfahrt aus dem Zug freundlich an den Linksverkehr erinnert. Wir waren erstaunt, wie unbürokratisch es war, in Zeiten von Brexit so einfach und weitestgehend ohne große Kontrollen über die Grenze zu kommen. Doch man hat uns versichert, dass sich das in den nächsten Jahren mit der endgültigen Durchsetzung des Brexits verschärfen wird.

Die erste Etappe war also geschafft und wir setzten mit Stopp in London unsere Reise gen Norden fort. Wenn man sich nach einigen Kilometern so langsam mit dem Linksverkehr angefreundet hat, kann man auch schon mal etwas den Blick schweifen lassen. Klar, wie in allen anderen Ländern ist auch in England die Autobahn und Umgebung nicht wirklich aufregend, aber man merkt doch ganz schnell, dass es immer felsiger, rauer und karger wird, je mehr man in den Norden vordringt.

Edinburgh – wohnen im Studentenwohnheim

In Edinburgh angekommen bezogen wir unsere Unterkunft. Ein Studentenwohnheim mitten in der Hauptstadt Schottlands unweit von der berühmten Royal Mile. Wir wohnten während unserer ganzen Reise sehr oft in den Wohnheimen der großen Unis, die während der langen Ferien verwaist sind. Es ist eine recht günstige Alternative zu den meist sehr teuren Hotels und es herrscht eine Stimmung wie in einem Hostel. Jeder redet mit jedem und man lernt interessante Leute kennen.

Man hat meist ein recht funktional eingerichtetes Zimmer mit einem Schreibtisch, einem ziemlich kleinen Bett (Kuschelstimmung ist also angesagt!) und einem eigenen Bad, mancher würde es eher als Plastik-Nasszelle bezeichnen. Es ist nicht sonderlich komfortabel und Verpflegung gibt es auch nicht, aber wer einfach nur ein Bett und eine Dusche braucht und sonst sowieso unterwegs ist, für den reicht es völlig aus. Wir waren im Großen und Ganzen zufrieden mit den Unterkünften. Sie sind meist sehr zentral gelegen und man kann das Auto getrost stehen lassen. Für uns war es ideal!

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Zentralschottland – die satten grünen Weiten der Highlands

Unsere Tour brachte uns weiter in den Norden, wo wir die unglaublich schöne Küste der Speyside und die unendlichen grünen Weiten der Highlands kennenlernten. Hält man sich an die beliebten Routen und Attraktionen, findet man sich doch ganz schnell in einer riesigen Meute Touristen wieder mit den üblichen Annehmlichkeiten der domestizierten Welt. Wir versuchten das allerdings zu vermeiden und hielten uns abseits der beliebten Routen.

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Mit unserem ungefederten Mini und ohne Servolenkung nicht immer der einfachste, aber definitiv der spannendere Weg. Man findet Orte, die so unberührt sind, dass man sich vorkommt, als wäre dort noch nie ein anderer Mensch gewesen. Ich persönlich erinnere mich ehrfürchtig an diese weite, raue und unendlich schöne Landschaft, die einem das Gefühl gibt, man selbst sei nur ein Staubkorn in einer noch vom Menschen unberührten Natur. Folgt man den unzähligen tosenden Wasserfällen und Flussläufen durch die Felsen, kann man sogar die Lachse bei ihrem beschwerlichen Weg durch die Stromschnellen beobachten.

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Schottlands Destillerien – das Whisky-Mekka

Hier besuchten wir auch unsere Erste von drei Destillerien. Die Größte der schottischen Brennereien Glenmorangie, befindet sich in Tain in den nördlichen Highlands. Sie gehört mittlerweile dem Brand- Giganten LVHM (Moet Hennessy Louis Vuitton) und ist bestens auf den Ansturm der trinkwütigen Touris vorbereitet.  Ständige Führungen, einen stylischen Fanshop und ein vorbildliches Marketing machen Glenmorangie zu einem wahren Magnet für Whisky Liebhaber. Auch wenn es hier mehr Schein als Sein zu sehen gibt…

Wir sahen noch weitere zwei Destillerien. Talisker auf der Insel Skye und die TCD The Clydeside Distillery in Glasgow. Talisker ist die einzige Brennerei auf Skye und kam uns schon sehr viel authentischer vor. Man führt hier fast alle Schritte bis zum fertigen Produkt selbst durch. Nur die Gerste kommt vom Festland. Der Boden ist hier zu sauer und erlaubt keinen Anbau von Nutzpflanzen. Die Clydeside Distillery fanden wir rein zufällig Mitten im Herzen von Glasgow. Sie ist eher klein und sehr modern ausgestattet und bereitet einen guten feinen Lowland Whisky.

Ihr wollt die Inseln auf Schottland erkunden?

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Leider war Skye die einzige Insel, die wir zu sehen bekamen. Durch die großen Entfernungen, die wir in unserer Naivität unterschätzt hatten, waren Tagestrips vom Festland aus fast unmöglich. Da braucht man schon eine Übernachtung, doch die spärlichen Unterkünfte der Inseln müssen schon weit im Voraus gebucht werden. Wir hatten allerdings das Glück, dass wir ein wundervolles Zimmer bei den tollsten Gastgebern, die wir je hatten, auf Skye fanden und eine Nacht mitten im Niemandsland zwischen grünen Hügeln, Meeresbrandung und einem atemberaubenden Sonnenuntergang verbringen konnten.

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Unser Fazit zu Schottland

Ein Land, dass man unbedingt mal bereist haben sollte! Das Angebot an Sehenswürdigkeiten ist ebenso üppig wie vielseitig. Jeder Geschmack wird bedient, ob Naturfreak, Städtetourer oder Wassersportler. Dazu gibt es eine Gastfreundschaft, die ihresgleichen sucht. Ehrlich und aufrichtig!

Das Wetter kann ziemlich rau sein und macht einem hin und wieder einen Strich durch die Rechnung, doch was sind schon die Highlands ohne Nebel und Wolken? Unendliche satt grüne Flächen und Berge laden zum Wandern ein. Aber Vorsicht! Keine Schilder, Zäune oder Abgrenzungen warnen einen vor dem Moor. Also aufpassen, wo Ihr die Füße hinsetzt!

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Zum Schluss noch ein paar allgemeine Tipps zu Schottland:

  • Bargeld ist unnötig. Nehmt nicht zu viel Bargeld mit, dass ihr daheim teuer getauscht habt. Man kann sogar am kleinsten Marktstand alles mit Karte bezahlen.
  • Achtet bei der Kartenzahlung immer darauf, in der eigenen Währung zu bezahlen. Sonst wird der Umrechnungskurs von der jeweiligen Lokalität und nicht von der Bank bestimmt. Das kann schnell teuer werden!
  • Haltet Euch an die Tipps der Einheimischen. Sie geben Euch jederzeit ehrliche und ernst gemeinte Empfehlungen, die in der Regel nie enttäuschen.
  • Wenn Ihr authentisch schottisch essen wollt, dann geht in die Pubs! Die Gerichte sind klassisch bodenständig und sehr lecker und der Geldbeutel wird auch nicht so strapaziert.
  • Reist mit dem Auto, denn Ihr kommt problemlos überall hin. Die Öffentlichen sind nur spärlich oder gar nicht verfügbar.
  • Nicht erschrecken bei Lichthupenzeichen! Die Schotten verwenden die Lichthupe nicht aus Ärger, sondern als Zeichen, dass man nach dem Überholen wieder einscheren darf.
  • Solltet Ihr Ende Juni oder im August dort unterwegs sein, nehmt Autan mit! Das ist die Hauptzeit der lästigen Midges, die einen in Schwärmen überfallen und fies zustechen.
  • Besucht unbedingt die Highland Games! Sie finden an verschiedenen Orten im Juli und August statt und machen richtig Spaß! Plus Dudelsackklänge den ganzen Tag lang.

Bis bald, Fabiana

Vielleicht hast du Lust auf einen Camping Roadtrip durch Schottland? Dann schau unbedingt bei Gudrun auf Reisebloggerin.at vorbei, Sie berichtet von ihrem Campingtrip durch Schottland.

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Roadtrip Schottland, ein wahres Abenteuer

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Optimistische, sportbegeisterte & sture Trotzdem-Macherin. Seit ich 2012 das erste Mal meinen Rucksack gepackt habe, bin ich zum Reise-Suchti mutiert. Immer auf der Suche nach dem Neuen und Unbekannten.

8 Kommentare

  1. Oooh danke für den tollen Beitrag, ich will uuuunbedingt nach Schottland, das hat für mich oberste Priorität auf meiner Must-See Liste!

    Danke für die tollen Tipps, Fotos und den schönen Beitrag! Jede Zeile darin hat meine Vorfreude auf Schottland noch mehr gesteigert! 😀

    Liebe Grüße, Kay
    http://www.twistheadcats.com

  2. Schottland MUSS man einfach mal gesehen haben. Wir sind leider noch nie dort gewesen, aber es steht schon lange auf meiner Reiseliste. Wenn ich mir die Natur und die grünen Flächen ansehe, geht mein Herz auf <3

    Liebste Grüße,
    Melanie von familie-testet.com

  3. hach ja, Schottland steht definitiv auch noch auf meiner Wunschliste – genauso wie Irland! ich wünsche mir, irgendwann mal mit meiner Ma eine Art Bead& Breakfast-Tour zu machen 🙂

    deine Tipps finde ich super! und ein bissel habe ich mir Schottland auch genauso vorgestellt 😉

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com
    Liebe was ist auf Instagram

  4. Die Bilder wecken Lust auf Schottland.
    Ich selbst bevorzuge da aber die kalten Länder (je kälter umso besser).
    Ein wirklich toller Beitrag.

  5. Unabhängig vom Whiskey ist Schottland ein tolles Reiseland! Ein Roadtrip dorthin steht auch auf meiner Bucketlist und deine Eindrücke verstärken das nur.
    Liebe Grüße,
    Emilie von LA MODE ET MOI

  6. Wirklich tolle tipps. Ich fahre im Februar 2019 nach Schottland. Von Edinburgh zu nessi 🙂 und dann auf skye. Eine Woche und ich wage mich sogar mit einem mietwagen in den linksverkehr ;-). Habt ihr noch ein tipp was man da beachten sollte???
    Lg Fabian

    • Hi Fabian,
      prinzipiell gilt: erstmal locker bleiben. Es klingt schlimmer, als es ist. Auf den großen Autobahnen schwimmst Du sowieso irgendwie mit und auf den kleinen Landstraßen ist es meist nicht so schlimm, wenn Du aus Gewohnheit mal falsch fährst. Die Straßen sind in der Regel wenig befahren und die Schotten kennnen das schon mit den Turis und machen Dich freundlich darauf aufmerksam. Wir hatten an kniffligen Stellen manchmal das Navi mitlaufen. Auch, wenn wir die meiste Zeit mit Karte gefahren sind. Aber es gibt Dir die Richtung vor und das hilft mitunter.

      Noch einen Tipp für Skye, gerade wenn Du außerhalb der Saison unterwegs bist:
      Plane ein bisschen vor. Wir waren überrascht, wie schlecht man an einem Sonntag Abend in der größten Stadt Portree eine warme Mahlzeit bekommt. Es sind einfach zu wenige Restaurants vorhanden. Wir haben uns dann im Supermarkt (Tesco 24h sei dank!) eingedeckt und haben ein Picknick am Strand gemacht. War dann auch schön… Aber im Februar wird wahrscheinlich vieles geschlossen sein.
      Ich wünsche Dir ganz viel Spaß auf Deiner Reise!
      Lg Fabiana

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