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Meine Gleitschirmausbildung im Bregenzerwald

Die Ausbildung zum Gleitschirmpiloten war super spannend und eine geniale Erfahrung. Mit seinen atemberaubenden Landschaften und idealen Wetterbedingungen ist Österreich ein beliebtes Ziel für Gleitschirmflieger aus der ganzen Welt und eignet sich hervorragend für die Gleitschirmausbildung. In diesem Blogartikel werde ich euch von meiner Ausbildung in Andelsbuch (Bregenzerwald, Österreich) erzählen, wie die Ausbildung abläuft und warum es sich lohnt auch mal über seine Grenzen zu gehen.

Andelsbuch im Bregenzerwald, Österreich

Meine Vorgeschichte

Für mich war lange nicht klar, ob ich es nochmal wage. Ziemlich genau vor 2 Jahren habe ich schon einmal die Ausbildung zum Gleitschirmpiloten begonnen. Diese endete nach dem 5ten Höhenflug im Krankenhaus. Tja, shit happens würde ich sagen. Im Nachgang betrachtet bin ich nochmal sehr glimpflich davongekommen. Dennoch sitzt die Angst recht tief, aber der Wille über meine Grenzen zu gehen und irgendwann allein und selbstständig durch die Lüfte zu gleiten ebenfalls. Und so kam es, dass ich mich absolut spontan und ungeplant für den Juni Kurs bei der Flugschule Bregenzerwald in Andelsbuch angemeldet habe. Im Vorgespräch mit einem meinem Fluglehrer „Siggi“, habe ich von meinem Unfall erzählt. Ich habe auch direkt angekündigt, dass es sein kann, dass ich die Ausbildung nicht zu Ende machen kann, weil ich einfach noch nicht weiß, ob mein Kopf mitmacht.

Die Gleitschirmausbildung in Österreich

Der Paragleitschein oder in Deutschland A-Schein ist die Berechtigung zum eigenständigen fliegen. Die Ausbildung zum Gleitschirmpiloten in Österreich, ist meistens in zwei Stufen unterteilt, Grundkurs und Höhenflugkurs, variiert natürlich auch von Flugschule zu Flugschule ein wenig.

Grundkurs

Die grundlegenden Kenntnisse und Fähigkeiten werden im Grundkurs vermittelt, der in meinem Fall 7 Tage lang ging. Ganz grober Plan: 3 Tage Übungshang, 2 Tage Theorie und 2 Tage Höhenflüge, je nach Wetter. Die theoretische Ausbildung umfasst die Fächer Meteorologie, Luftrecht, Aerodynamik, Gerätekunde und Flugpraxis. 

Am Übungshang

Die praktische Ausbildung findet zunächst am Übungshang statt. Dort lernst du den Schirm und das Gurtzeug kennen und bekommst damit natürlich auch schon einen Einblick in die „Gerätekunde“. Auch das Starten, Landen und Steuern des Gleitschirms ist Thema am ersten Tag. Anschließend finden die ersten Aufzieh- und Laufübungen am Übungshang statt. Hier tastet man sich von unten immer weiter nach oben auf den Hügel und umso länger man zum Beschleunigen Zeit hat, umso größer ist natürlich dann auch die Chance abzuheben. Die ersten kleinen „Hüpfer“ und „Mini-Flüge“ – ein verrücktes Gefühl. Ich bin super unsicher, habe schweißnasse Hände und bin nach den ersten 2 Tagen am Übungshang fix und alle. Das ständige hoch laufen mit Equipment, die Aufregung und knapp 30 Grad, das schlaucht. Aber hey, ich hatte echt Spaß und bin immer noch dabei.

Wir waren zwar insgesamt 3 Tage am Übungshang, aber verteilt an 4 Tagen, da es mittags zu thermisch wurde und die Gruppe den Mix aus Praxis am Morgen und Theorie am Nachmittag ganz gut fand. Der genaue Ablauf wird oft spontan entschieden, je nach Gruppe und Wetterlage. Ich jedenfalls war froh, dass wir keine ganzen Tage am Übungshang verbracht haben, denn wie gesagt, schon an Tag 2 habe ich jeden Muskel gespürt und meine Oberarme färbten sich schon leicht blau/lila. Die Tage am Übungshang waren wohl mit die anstrengendsten Tage. Erstens weil man so oft den Schirm aufzieht und rennt und zweitens, weil man ja noch selbst wieder den „Hügel“ hochlaufen muss, natürlich mit Gleitschirm.

Die ersten Höhenflüge

Der Abschluss des Grundkurses waren bei uns die ersten Höhenflüge. Sprich vom Übungshang geht es auf den Berg, bei uns auf 1900 Meter, allerdings mit der Bergbahn. Das war dann doch nochmal eine andere Nummer wie am Übungshang, Wahnsinn! Es folgten weitere 4 Höhenflüge, insgesamt hatten wir damit schon 5 von insgesamt 40 benötigten Höhenflügen in der Tasche. Geendet hat der Grundkurs bei uns mit einer kleinen Theorieprüfung und der österreichischen Schulbestätigung „Ö-Schein“. Dieser berechtigt zum selbständigen Fliegen in österreichischen Flugschulgeländen mit Zustimmung der zuständigen Flugschule. Aus meiner Erfahrung ist das aber nur die Theorie, denn nach 5 Höhenflügen konnte und wollte noch keiner von uns allein los.

Höhenflugkurs

Sobald du den Grundkurs erfolgreich abgeschlossen hast, kannst du mit dem Höhenflugkurs beginnen. Dieser geht ebenfalls 7 Tage. Solltest du die fehlenden Flüge in dieser Zeit nicht sammeln können, kannst du (zumindest bei der Flugschule Bregenzerwald) einfach zum nächsten Höhenflugkurs wieder dazu kommen.

In diesem Kurs verfeinerst du das Starten und Landen, beginnst die ersten Manöver wie Ohren anlegen, Vollkreise fliegen, Leitlinien 8, Nicken, Rollen zu üben. Später kommt dann auch noch der sog. Klapper und wenn man will, ein B-Stall dazu. Dies sind Manöver die dich auf deine spätere „Fliegerei“ vorbereiten sollen. Falls dich die Manöver interessieren, schau dir doch mal das Gleitschirmlexikon von Freiflieger.eu an, hier wird einiges klarer.

Und ja, vor dem ersten Klapper hatte ich richtig Schiss, auch das Nicken ist nicht so meins, das Rollen dagegen macht echt Spaß. Man lernt auch, wie man Thermik und Aufwinde nutzt, um länger in der Luft zu bleiben. Der Höhenflugkurs ist eine spannende Phase der Ausbildung, auch anstrengend ohne Frage, aber man merkt von Flug zu Flug wie man etwas entspannter wird, wie man sich an kleine Wackler gewöhnt und ein besseres Gefühl für den Gleitschirm bekommt. Außerdem hat man eine grandiose Aussicht und kann diese auch endlich genießen, was anfangs bei mir irgendwie nicht der Fall war.

Gleitschirmausbildung in Andelsbuch

Abschlussprüfung zum Gleitschirmpiloten

Nach Abschluss des Höhenflugkurses kann man die Prüfung zum Gleitschirmpiloten ablegen. Diese Prüfung besteht aus einem theoretischen und praktischen Teil. Die Theorieprüfung besteht aus 150 Fragen (30 pro Unterrichtsfach) und die praktische Prüfung ist ein Flug, bei denen verschiedene Manöver abgefragt werden und der Pilot eine selbstständigen Start- und Landeeinteilung zeigen muss.

Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung kannst du deinen Schein beantragen, der ca. 1-2 Wochen später per Einschreiben bei dir ankommt, inkl. einer Rechnung.

Fazit

Die Ausbildung zum Gleitschirmpiloten in Österreich bietet nicht nur die Möglichkeit eine neue Sportart zu erlernen, sondern auch die Chance, die atemberaubende Landschaft Österreichs aus der Vogelperspektive zu erleben. Von den majestätischen Alpen bis hin zu den idyllischen Seen und Tälern bietet Österreich eine Vielzahl von Fluggebieten, die es zu erkunden gilt. Das Gefühl des Schwebens in der Luft und die Freiheit, die man beim Gleitschirmfliegen erlebt, sind unvergleichlich und machen diese Erfahrung zu etwas ganz Besonderem.

Gleitschirmausbildung in Andelsbuch

Darüber hinaus bietet die Ausbildung zum Gleitschirmpiloten in Österreich auch die Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen und Teil einer lebendigen Gemeinschaft von Gleitschirmfliegern zu werden. In den Flugschulen und Vereinen gibt es regelmäßige Treffen, Veranstaltungen und Wettbewerbe, bei denen man sich mit anderen Gleitschirmpiloten austauschen und sein Können unter Beweis stellen kann. Die Gemeinschaft der Gleitschirmpiloten ist eine herzliche und unterstützende Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig motiviert und inspiriert.

In Andelsbuch habe ich das ganz besonders zu spüren bekommen, ich habe so viele großartige Menschen kennengelernt. Egal ob Anfänger oder erfahrener Pilot, alle waren zu jeder Zeit hilfsbereit und gaben doch hier und da echt wertvolle Tipps. Alles in allem, war es einfach eine geniale Zeit, was nicht zuletzt der dort ansässigen Flugschule Bregenzerwald zu verdanken ist. Jeder Einzelne dort ist auf seine ganz eigene Art faszinierend, einfach nur genial!

Nun heißt es raus aus der Komfortzone, nachdem ich die ersten Soloflüge in Andelsbuch absolviert habe, wird es nun Zeit ein neues Fluggebet zu entdecken. Das wird sicherlich auch wieder super spannend. Dennoch auch hier heißt es, Ängste überwinden und Erfahrung sammeln – nur so wird irgendwann mal ein guter Pilot aus mir.

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Optimistische, sportbegeisterte & sture Trotzdem-Macherin. Seit ich 2012 das erste Mal meinen Rucksack gepackt habe, bin ich zum Reise-Suchti mutiert. Immer auf der Suche nach dem Neuen und Unbekannten.

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